Horst ist der Name meines Alter Egos. Horst kommt immer dann raus, wenn ich eine Ungerechtigkeit beobachte. Horst macht den Mund auf. Horst mischt sich ein. Nicht immer zu meiner Begeisterung. Denn Horst platzt aus mir raus und reagiert, das Denken kommt erst hinterher. Das könnte auch mal nach hinten losgehen und sehr gefährlich werden. Egal, ob man anderen helfen möchte oder sich selbst verteidigen muss: Grundsätzlich gilt, dass man sich nicht unnötig in Gefahr bringt.
Weil ich nun so einen sehr extrovertierten Horst habe, war es mir wichtig, von Experten zu lernen, wie ich mich in einer Situation selbst behaupten und körperlich verteidigen kann. Nun braucht nicht jede Frau einen so aufgedrehten Horst wie ich, den man eher zähmen und zurückhalten als rauskitzeln muss. Aber jede Frau braucht einen Horst, einen, der laut ist, einen, der sich nichts gefallen lässt, einen, der rauskommt und deutlich macht: Nicht mit mir. Bis hier hin und nicht weiter. Stop. Halt. Nein.
Horst steckt in jeder Frau. Manch eine weiß gar nicht, dass sie einen Horst hat. Nicht jeder Horst ist so laut wie meiner. Aber er ist da. Und jede von uns sollte den Mut haben, ihn rauszulassen. Wir müssen nicht immer nett sein. Wir können auch anders.
Wenn es hart auf hart kommt, heißt Horst rauszulassen auch, das Gegenüber, das einem etwas antun will, zu schlagen. Am besten ins Gesicht oder in den Intimbereich.
Das erfordert die Hemmung, Gewalt anzuwenden, zu überwinden. Bestimmte Griffe und Kniffe können bei einem körperlichen Angriff helfen, sich zu befreien.
Lernen können Frauen das in einem Selbstbehauptungskurs so wie ihr, so wie ich es in den vergangenen Wochen beim Kurs vom Polizeisportverein Bonn gelernt haben. Danke.
Fakt ist: Eine Frau, die sich wehrt, hat eine hohe Chance zu entkommen. Eine Studie der Polizei Hannover zum Gegenwehrverhalten bei Vergewaltigungen hat gezeigt, dass bei leichter Gegenwehr der Frauen 64 Prozent der Täter den Tatversuch abgebrochen haben. Bei massiver Gegenwehr konnten sogar 84 Prozent der Frauen den Täter zur Aufgabe bewegen.
Wir sind Frauen. Wir sind keine Opfer. Wir sind Gegner. Horst macht jeden zum Horst, der uns was will.
Kennst du deinen Horst schon? Nein? Der nächste Selbstbehauptungskurs startet im April.
P.S.: Warum der Name Horst? Mein Ziehonkel hieß Horst.
Und weil er nicht so wollte wie das SED-Regime, wie die Stasi, musste er ins Gefängnis. Er hat nicht Ja und Amen gesagt.
Deshalb Horst.